10:01:05 Dolomiten

Sprachpolitik

Seit dem ersten Mai 2004 hat die Europäische Union 25 Mit­gliedsstaaten und 20 „offizi­elle" Sprachen, 380 Überset­zungskombinationen. Ab 2007 mit Beitritt von Rumänien und Bulgarien werden die Über­setzungskombinationen 462 sein. Im Jahre 1951, als man die erste der europäischen In­stitutionen begründete, waren die Mitgliedsländer sechs, die Arbeitssprachen vier, die Übersetzungskombiinationen zwölf. Im Jahre 1957, als die Europäische Wirtschaftsge­meinschaft entstand, gab es 15 Dolmetscher. Im Jahre 2003, bevor die EU anwuchs, waren die offiziellen Sprachen elf und die Übersetzungskombinatio­nen 110. Die Situation war noch tragbar. Heute und mor­gen ist der Zustand unhaltbar. In der EU wird Englisch viel benutzt, weniger Französisch und Deutsch. Die Vorherr­schaft einer Sprache bedeutet eine Macht über die Kultur. Die Hegemonie des Englischen ist vielfältig und durchdrin­gend: auf dem Gebiet des Mi­litärs, des Handels, der Wis­senschaften, der Medien, in der Politik, der Kultur der Jugend. Die EU muss das eigene Sprach- und Kulturgut ver­teidigen. Niemand soll jeman­dem eine Muttersprache auf­zwingen. In kommunikativen Kontexten mit Sprechern ver­schiedener Sprachen sollen beide eine Gemeinsprache, die sie in gleicher Weise beherr­schen, benutzen. Die Gemein­sprache soll ein pan­europäisches, funktions­tüchtiges, bewährtes, einfa­ches, regelmäßiges Idiom sein; es sollte nicht die Mutterspra­che einer der EU Staaten sein. Diese Eigenschaften hat das Planhilfsidiom Esperanto.

Renzo Segalla, Bozen